Diese Abbildungen für 16 Bundesländer zeigen den beobachteten Verlauf der Anzahl der gemeldet Infizierten. Wir sagen mit Daten bis zum einschließlich den 19. April den weiteren Verlauf ab 20. April vorher. Dies sind die roten gestrichelten Linien mit dem grünen Konfidenzintervall. Abgesehen von, wie gesagt, Bremen und Thüringen liegen alle Bundesländer ab dem 20. April in diesem vorhergesagten Bereich. Das ist nun nicht etwa ein Verdienst des von uns sehr weise gewählten Vorhersagemodells, das weist vielmehr darauf hin, dass die Ausbreitungsdynamik von Covid 19 sehr, sehr stabil ist. Dies ist tatsächlich schon überraschend.
Möchte man nun spekulieren, woran das liegt, dann könnte man behaupten, die Lockerungsmaßnahmen haben nicht zu einem verstärkten Ausbreiten von Covid 19 geführt. Haben sie deswegen im Umkehrschluss erst gar nichts gebracht? Dies kann so schnell nicht geschlussfolgert werden. Menschen verhalten sich jetzt ganz anders als im März. Menschen sind weiterhin vorsichtig, tragen Atemmasken, halten im Schnitt mehr Distanz zu Mitmenschen als vor zwei oder sicher drei Monaten und Schulen und Kindergärten sind im Wesentlichen noch geschlossen. Weiterhin werden entdeckte Infektionsherde inzwischen sehr schnell von Behörden geschlossen. In diesem Sinn hat eine Bewusstseinsbildung stattgefunden, die sicher zur Eindämmung der Ausbreitung der Epidemie beiträgt.
Dennoch ist es einfach erstaunlich, dass man auf dieser Ebene der Bundesländer so gut wie keine Effekte entdeckt. Eine genauere Untersuchung von Bremen und Thüringen wäre natürlich lohnenswert. Als Erinnerung an das persönliche Risiko, sich aktuell zu infizieren: am vergangenen Mittwoch war die Anzahl der Neuinfektionen zum ersten Mal geringer als 1000. Im Schnitt liegen wir vielleicht bei 800 Neuinfektionen pro Tag. Das ist eine Person von 100.000. Dieses Risiko ist in der Tat sehr gering.