Einschätzung vom 6. April

[mit Dr. Jean Roch Donsimoni] Seit der letzten Einschätzung hat sich viel ereignet und unsere Projektion war an vielen anderen Stellen Thema. Heute brachte ein virtueller Workshop an der Universität Mainz alle (uns zur Zeit bekannten) Modelle und Wissenschaftler zusammen, die sich mit der Analyse und Projektion für Deutschland beschäftigen.

Grundsätzlich erscheint der aktuelle Verlauf eher positiv. Die Wachstumsraten sinken beständig und sowohl John Hopkins Universität (JHU) als auch Daten des Robert Koch Instituts (RKI) zeigen Brüche auf. In diesem Bild mit Daten des RKI sieht man links mit der roten gestrichelten Kurve das gleichmäßige Absinken der Zuwachsraten der Anzahl der Erkrankten über die jeweils letzten 5 Tage. Gleichzeitig ist am 28. März ein deutlich tiefer liegendes blaues Kreuz zu erkennen. Die blauen Kreuze stehen für die Zuwachsraten der Anzahl der Erkrankten pro Tag. Diese blieben auch in den darauffolgenden Tagen niedrig. Dieses starke Absinken der Wachstumsraten deutet auf einen Erfolg der gesundheitspolitischen Maßnahmen.

Schaut man sich diese Abbildung mit Daten der JHU an, dann sinken dort die Wachstumsraten ähnlich ab. Man kann sogar zwei starke Sprünge erkennen: einmal am 20. März und einmal am 28. März. Diese Sprünge in den Wachstumsraten links spiegeln sich dann in den Knicken der Wachstumskurve rechts an den gleichen Tagen wider. Diese Knicke in den JHU Daten deuten also auch darauf hin, dass gesundheitspolitische Maßnahmen tatsächlich erfolgreich waren. Über den Rückgang der Zuwachsraten am 20. März wurde ja bereits vorher berichtet, die Untersuchung ist inzwischen veröffentlicht.

Gleichzeitig ist natürlich, trotz der positiven Tendenz, das Risiko zu erkranken so groß wie nie zuvor. Innerhalb eines Tages wird aktuell eine von 13.000 Personen krank. Wenn man das mit Zahlen von vor gut zwei Wochen (am 20. März) vergleicht, dann wurde damals nur 1 Person von 28 Tausend krank.

Die drängende Frage aktuell ist, wie weiter mit den Kontaktsperren vorgegangen werden soll. Wir stehen vor einem großen Zielkonflikt zwischen Gesundheitsschutz, wirtschaftlicher Prosperität, aber auch individuellen Freiheiten und demokratischen Grundrechten.